EM-Hattrick Paulina Pirro holt erneut Titel

Paulina Pirro verteidigt den Europameistertitel aus dem Vorjahr und sichert sich ihren dritten EM-Titel. Mit ihr gemeinsam stand Charlotte Wild als Bronzemedaillengewinnerin auf dem Siegpodest.

„Ein bisschen unter Druck stand ich schon“ gab die 17-jährige Paulina Pirro nach ihrem Finallauf zu. Die Bad Kreuznacherin hatte bereits die Europameistertitel aus 2020 und dem vergangenen Jahr im Kajak eingefahren. Mit einer großen Gruppe mitgereister Familie und Freunde lastete eine gehörige Portion Erwartungen auf der Schülerin. Doch die Leistungen sprachen für die junge Athletin. Sowohl die Qualifikation als auch das Semifinale am heutigen Morgen entschied sie für sich und ließ keine Zweifel an ihrem Ziel, den Titel erneut mit nach Hause zu nehmen. 

Doch im Finallauf war für einen kurzen Moment dann doch einmal eine ungewohnte Stille am Kanalrand zu vernehmen. Die sonst so üblichen lauten Anfeuerungsrufe und Tröten verstummten plötzlich, als Paulina Pirro am Tor 23 – dem letzten Tor vor der berühmt-berüchtigten letzten Stufe – ein kleiner Fahrfehler passierte. „Ich habe fast das Paddel verloren und wäre beinahe den Blub rückwärts heruntergetrieben“. Der Blub – ein überdurchschnittlich großer und wasserfallähnlicher Absatz im letzten Streckenteil – ist eine der Schlüsselstellen des ohnehin schon als schwer einzuschätzenden Wildwasserkanals. Da sich gleich unterhalb der gewaltigen Stufe das nächste Aufwärtstor befand, kam es auf eine gezielte Linie durch die Passage an. Und die ungeplante Rückwärtsdrehung auf der Kante dieses Absatzes passte überhaupt nicht zur geplanten Linie. Doch Pirro riss das Boot noch einmal rum, kam annähernd auf die Linie zurück, traf die Einfahrt in das schwere Kehrwasser dennoch nicht optimal und verlor dabei wichtige Sekunden. Die zunächst so sicher geglaubten 4,25 Sekunden Vorsprung bei der letzten Zwischenzeit sollten damit noch einmal spannend werden. Doch auf der Ziellinie war dann endlich klar – auch dieser Europameistertitel geht wieder an die junge Kreuznacherin. „Ich glaube, da hat es heute wieder jemand gut mit mir gemeint.“

Ergebnisse:

K1w Junioren: 1. PIRRO Paulina (GER) 102.14 (0); 2. SAMKOVA Olga (CZE) 105.51 (0) +3.37; 3. WILD Charlotte (GER) 106.88 (2) +4.74; [Semifinale] 14. HEYDENREICH Christin (GER) 133.88 (6)

Text/Fotos: Philipp Reichenbach

Wieder, wie schon 2022, holte Paulina einen kompletten Medaillensatz nach Hause. Zu dem Titelgewinn im K1 kam, im Mannschaftswettbewerb K1 und im Einzel C1, die Silber- und die Bronzemedaille dazu!

FUNK HOLT 3 MEDAILLEN BEI EUROPEAN GAMES

Ricarda Funk ist erneut Europameisterin
(Bildt und Text P. Reichenbach)

Im Kajak-Einer der Damen konnte sich Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) nach Team Bronze erneut gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen und holte den dritten Einzeltitel ihrer Karriere.
Mit einer nicht ganz optimalen Linie und zwei Torstabberührungen hatte sie zuvor knapp mit Rang 10 ihre Finalteilnahme klargemacht. Damit musste sie den Entscheidungslauf eröffnen: „Es war nicht das erste Mal für mich, dass ich so eine Situation hatte“ aber eigentlich findet man die Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin doch eher im mittleren Starterfeld, wenn nicht sogar an der Spitze der Startliste. „Ich muss schon sagen, ich mochte die Situation heute gar nicht. Am Anfang saß ich noch ganz allein da unten.“ Es dauerte ein Stück, bis sich die Mixed-Zone allmählich mit der internationalen Konkurrenz füllte. Aber auch wenn immer mehr und mehr Konkurrentinnen die Ziellinie überquerten – es vermochte keiner mehr die Zeit der 31-jährigen zu stoppen.
 

„Ich wusste, dass im Semifinale die Bestzeit bei 101 Sekunden lag. Als ich ins Ziel gekommen bin und die 99 auf der Uhr gesehen habe, war ich eigentlich richtig happy, aber ich wusste ja, dass ich eine Berührung drin habe. Und damit lässt man die Tür noch offen für andere.“ Passiert war ihr der Fehler im oberen Streckenteil an Tor 4. Doch davon ließ sich Ricarda Funk nicht aus der Ruhe bringen. Ich war so gut auf der Linie und die Rückwärtstore waren ‚on point‘. Da dachte ich mir: ‚ok, jetzt Fokus bis zum Schluss!‘“ Die Abwärtstorkombinationen waren teils so versetzt ausgehangen, dass eine Rückwärtsbefahrung notwendig wurde. „Da habe ich ein bisschen gezittert, weil ich nicht wusste, was passieren wird.“ Die Wellen im Wildwasserkanal sind für ihre wechselhaften Verhältnisse bekannt und können schnell zu Fahrfehlern verhelfen. Doch die Wahl-Augsburgerin aus Bad Breisig, die noch immer für Ihren Verein Bad Kreuznach an den Start geht, meisterte die schwierigen Passagen ohne Probleme.
 
„Ich war grundsätzlich sehr, sehr zufrieden und happy mit meinem Lauf. Ich wusste, egal was die anderen machen, ich kann mit mir zufrieden sein. Und das ist erst einmal das Wichtigste.“ Es blieb jedoch dabei, dass keiner an Funk vorbeikam und so stand bereits eine Starterin vor Ende des Rennens fest, dass die Deutsche Hymne bei der Siegerehrung erklingen wird. 
 
Ergebnisse:
K1 weiblich:

FUNK Ricarda (GER) 99.09 (2); 2. ZWOLINSKA Klaudia (POL) 101.06 (4) +1.97; 3. FISEROVA Tereza (CZE) 102.34 (0) +3.25; … 10. LILIK Elena (GER) 110.71 (2) +11.62; … [Semfinale] 16. APEL Emily (GER) 106.65 (0) +4.86

Silber für Ricarda Funk im Kajak-Cross

Bei ihrer ersten Finalteilnahme überhaupt komplettierte die 31-jährige ihren Medaillensatz bei dieser EM.

Viertelfinale und Halbfinale hatte die Kreuznacherin souverän überstanden. Im Finale sah es zunächst erst einmal gar nicht gut für sie aus. Im oberen Streckenteil kurz nach der Startrampe lag sie auf dem undankbaren vierten Rang und musste das Feld von hinten beobachten. „Ich muss sagen, ich fahre lieber vornweg. Das war mal eine andere Situation.“ Doch sie behielt die Nerven und griff nach der Rollzone an. „Ich dachte mir, ich nutze erst einmal den Platz bei der Rolle und schaue dann, wo die anderen hinfahren.“ Beim ersten Aufwärtstor wählte sie die rechte von den zwei vorgegebenen Varianten und konnte sich dabei an den Konkurrentinnen Stefanie Horn (Italien) und Martina Wegmann (Niederlande) in der Innenkurve vorbeikämpfen. Die Ukrainerin Viktoria Us wählte die linke Variante und war damit allein auf weiter Flur. Funk behielt ihre neu erkämpfte Position bei, verteidigte diese auch am zweiten Aufwärtstor, kam aber nicht mehr an die starke Ukrainerin heran.

„Es ist meine erste Finalteilnahme im Cross überhaupt. Ich bin natürlich sehr happy über die weitere Medaille.“ Nun darf sich die Sportsoldatin über einen kompletten Medaillensatz bei dieser EM freuen. Die frisch gebackene Europameisterin im Slalom hatte bereits am Donnerstag mit ihren Teamkolleginnen Elena Lilik und Emily Apel Bronze in der Mannschaft gewonnen.

Passend zum weiteren Erfolg heute hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Vormittag verkündet, dass Ricarda Funk zur Würdigung ihrer Leistung bei dieser Europameisterschaft wie auch ihrer bisherigen Karriere als Weltmeisterin und Olympiasiegerin hatte der DOSB die besondere Ehre hat, das deutsche Team bei der heutigen Abschlussveranstaltung der European Games als Fahnenträgerin anzuführen.

Ergebnisse:

Kajak Cross weiblich:

  1. US Viktoriia (UKR); 2. FUNK Ricarda (GER); 3. HORN Stefanie (ITA); [Semifinale] 6. LILIK Elena (GER); [Zeitlauf] 37. APEL Emily (GER)

Kreuznacher Masters belohnen weite Reise mit Edelmetall

Drei Athlet/innen des KSV Bad Kreuznach haben rund 2800 km Anreise auf sich genommen, um im nordfinnischen Taivalkoski bei den European Master Games 2023 im Kanuslalom an den Start zu gehen. Sandra Schmidt und Elena Bahmann holen sich in ihrer jeweiligen Altersklasse den Europameistertitel. Ralph Zurmühlen gewinnt Bronze.

Die 38-jährige Elena Bahmann trumpfte als jüngste Teilnehmerin im Deutschen Team richtig auf. Auf der sehr anspruchsvoll ausgehängten Naturstrecke paddelte sie konkurrenzlos mit einer sauberen Linie in der Altersklasse 35+ zum Titel. In der Gesamtwertung aller Damen musste sie sich nur der ehemaligen Nationalmannschaftsfahrerin Evi Huss (Schwaben Augsburg) und Olympiateilnehmerin Kordula Striepecke (KVS Schwerte) geschlagen geben.

In den Mannschaftswettbewerben errang Elena Bahmann an der Seite ihrer deutschen Mannschaftskolleginnen Evi Huss und Kordula Striepecke noch eine weitere Goldmedaille.

„Es war wie ein Ritterschlag für mich, als mich die beiden ehemaligen Mannschaftsweltmeisterinnen gefragt haben, ob ich mit ihnen als Team Germany 1 an den Start gehe“, berichtet Bahmann.

Auch für Sandra Schmidt lief es richtig gut. Sowohl im Kajak, als auch im Canadier wuchs sie über sich hinaus und holte sich gleich zwei Goldmedaillen der Altersklasse 50+. Im Kajak gelangen ihr gleich zwei fehlerfreie Läufe ohne Torstabberührungen die auch im Gesamtklassement für einen hervorragenden 4. Platz reichten.

Im C1 hatte Schmidt im Training noch stark mit den schweren Wildwasserpassagen zu kämpfen, wuchs im Wettkampf dann aber über sich hinaus und paddelte ins Ziel. „Im Frühjahr hat mir niemand einen Start im Wildwasser im Canadier zugetraut, ich habe gekämpft und es geschafft“, erzählt Schmidt stolz.

Gemeinsam mit zwei jüngeren Sportlerinnen aus Estland reichte es für Schmidt im Teamwettbewerb für die Bronzemedaille.

Für KSVler Ralph Zurmühlen lief es ebenfalls besser als erwartet. Nach einem soliden, aber noch mit vielen Torstabberührungen gezeichneten 1. Lauf, blieb er im zweiten Lauf fehlerfrei und fuhr damit im stark besetzten Rennen der Männer 55+ zur Bronzemedaille. „Die Reise alleine war schon ein riesiges Abenteuer, nun aber mit zwei Medaille zurück zu kommen, ist ein Traum!“, weiß Zurmühlen.

Nach einigem hin und her fand auch Zurmühlen noch eine deutsche Mannschaft und erpaddelte sich im Mannschaftswettbewerb der Herren 45+ ebenfalls die Bronzemedaille gemeinsam mit Evi Huss und Andreas Leonhard (KST Rhein-Ruhr).