Öffentlicher Anzeiger 07.05.2025 „Paulina Pirro gelingt der Quantensprung“
Paulina Pirro gelingt der Quantensprung
Kanuslalom: KSVlerin ist erstmals fürs A-Team qualifiziert – Ricarda Funk dominiert einmal mehr – Enrico Dietz führt U23-Wertung an
Von Olaf Paare.
Markkleeberg. Die Bad Kreuznacher Slalomkanuten haben auch
beim zweiten Teil der nationalen Qualifikation für die Nationalteams
und die Großereignisse geliefert.Das letzte Wort hat bei den Nomi-
nierungen der Trainerrat, der in dieser Woche tagt, aber drei Nahe-
Sportler werden in internationalen Gewässern am Start sein.
Keinerlei Zweifel an ihrer Ausnahmestellung ließ Ricarda Funk
vom KSV Bad Kreuznach aufkommen. Sie gewann im Kajak-Einer
alle sechs Slalom-Rennen – auf drei Läufe in Augsburg folgten nun drei
weitere in Markkleeberg – und dokumentierte einmal mehr, dass sie
die nicht optimal verlaufenen Olympischen Spiele in Paris in eine
Motivation umgewandelt hat, noch einmal im großen Stil anzugreifen.
Im Jahr 2025 lautet das Ziel Australien. Dort verbrachte sie im Winter
mehrere Wochen auf eigene Faust, im September stehen dort die Welt-
meisterschaften an.
„Es war vermutlich eine der besten Qualis, die ich in meiner Karriere bisher hatte. Am allermeisten freue ich mich über meinen letzten
Lauf. Ich war endlich in diesem Flow. Ich war komplett drin, habe
nichts von außen gehört. Das liebe ich einfach, wenn es so ist“, sagte
die 33-Jährige und betonte freudestrahlend: „Wir beklagen uns ja immer über meine Zweier. Um das jetzt einmal positiv zu erwähnen.
Ich habe in den sechs Läufen nur eine einzige Torstabberührung gehabt.“ Im letzten Lauf in Markkleeberg nahm Ricarda Funk der zweitplatzierten Emily Apel (Augsburg) 6,64 Sekunden ab. „Jeder, der diesen Lauf gesehen hat, war begeistert. Unfassbar, wie sie den
erwischt hat“, lobte auch Walter Senft, der Sportwart des KSV.
Die WM im September ist das eine, doch schon in gut einer Woche
geht es in Paris um europäische Ehren, die EM steht an. Dann wird Ri-
carda Funk zur Überraschung vieler ein Team bilden mit ihrer KSV-Kol-
legin Paulina Pirro. Die 19-Jährige hat nämlich das Kunststück ge-
schafft, bei den Frauen den dritten Qualifikationsrang zu belegen.
„Das ist eine famose Zugabe, einfach großartig“, kommentierte Senft
das starke Ergebnis. In Markkleeberg landete die Feilbingerterin
zweimal auf dem dritten und einmal auf dem vierten Platz. „Ich kann es
kaum glauben, dass es gereicht hat“, sagte sie überglücklich über
ihre erste Qualifikation fürs A-Team. Ob der dritte Platz auch für einen WM-Start in Australien reicht, ist noch nicht klar. In Augsburg und
Markkleeberg fehlte die Olympia Zweite Elena Lilik verletzt. Die
Tochter von Bundestrainer Thomas Apel erhält deshalb zu einem spä-
teren Zeitpunkt eine Qualifikationsmöglichkeit für die WM, eventuell in einem Ausscheidungsrennen gegen Paulina Pirro. „Darüber mache ich mir derzeit keinen Kopf“, sagte die KSVlerin. Als Dritte der Frauen erreichte sie ihr vorrangiges Ziel: Sie wurde in der U23-Wertung Zweite und darf sich auf Starts bei der Nachwuchs-EM in Slowenien und der
Nachwuchs-WM in Südfrankreich freuen. Da die Konzentration auf
dem Kajak-Einer lag, konnte sie den siebten Gesamtrang und den
fünften U23-Platz im Canadier-Einer sowie das zweimalige Ausscheiden im Halbfinale des Kajak-Cross-Wettbewerbs verschmerzen.
Zu dem trat Ricarda Funk gar nicht erst an, da sie als Slalom-Erste au-
tomatisch für den Crosswettbewerb qualifiziert ist.
Bei den Männern waren alle Bad Kreuznacher Augen auf die RKV-
Brüder Enrico und Joshua Dietz gerichtet, die im Endklassement die
Plätze sieben und acht belegten.Enrico, der jüngere der beiden, schaffte es aber auf den ersten Platz der U23-Wertung und damit in das
Nachwuchsnationalteam sowie zu deren EM und WM. In Markklee-
berg wurde er bei den Männern zweimal Neunter und einmal Vier-
ter. „Zusammen mit meinem Trainer werde ich die Leistungen ana-
lysieren und die Fehler, die ich gemacht habe, herausarbeiten. Und
dann steht einiges an Arbeit an, diese auszumerzen. Jede halbe Se-
kunde schneller zu sein in der Leistungsklasse, ist eine echte Heraus-
forderung“, sagte Enrico Dietz. Wichtig ist ihm der Verbleib in der
Trainingsgruppe mit den Olympia Medaillengewinnern Noah Hegge
und Sideris Tasiadis. „Das, was ich in dem halben Jahr von den beiden
Kanuten lernen durfte, ist grandios. Ich freue mich, wenn wir da weiter-
machen können. Mit Noah und Sid zu arbeiten, motiviert mich voll, und da bin ich dem Vertrauen des DKV sehr dankbar“, erklärte der RKVler.
Der ältere Bruder Joshua deutete im ersten Rennen des zweiten Wo-
chenendes mit Platz vier sein Potenzial an. Die Ränge acht und 21
folgten und damit platzte die Hoffnung aufs A-Team. „Ich habe mich
im Winter akribisch vorbereitet und aufwendig trainiert. Natürlich bin
ich enttäuscht, dass ich meine Leistung nicht abrufen konnte. Ich wer-
de nun in mich gehen und die Saison mit Weltranglistenrennen neu
planen“, erklärte der 25-Jährige. In der gleichen Männerwertung wie
die Dietz-Brüder belegten die KSVler Tom Pahl und Simon Schiel
die Endränge 19 und 20. „Vier Bad Kreuznacher unter den Top 20. Das
kann sich bundesweit sehen lassen“, sagte Senft. Im Kajak-Cross
war Enrico Dietz bester Nahe Sportler, er erreichte zweimal die
Vorschlussrunde. Im U18-Bereich hinkten die Bad
Kreuznacher hinterher. Katharina Neßelträger erreichte im Endklas-
sement die Plätze sieben und zehn. Sie ließ mit einem Sieg in einem
Cross-Rennen aufhorchen, doch auch in dieser Disziplin reichte es
nicht zur Qualifikation fürs Nationalteam. „Sie hat Potenzial, aber ihr
fehlt noch Wettkampferfahrung auf höchstem Niveau“, analysierte
Senft und fügte an: „Das gilt auch für Tarek Lemler.“ Der KSV-Junior
hatte mit einem sechsten Platz im ersten Markkleeberg-Rennen sei-
nen Ausreißer nach oben. Insgesamt wurde er 18. und lag damit einen Rang hinter Newcomer Ron Bahmann. „Ron hat als jüngster
Starter in dieser Klasse absolut überzeugt. Das war sehr vielversprechend. lobte Senft